© Uwe Impelmann

Siedlung RiWeTho in Oberhausen

Häuserkampf und Genossenschaft

07.11.2023

Mit unserer KulTourgruppe wandernd auf den Spuren einer besonderen Geschichte im Ruhrgebiet.

Bei schönstem Wetter  am Mittwoch, 14.06.2023 erwartete uns der ehemalige „Hausbesetzer“ Jochen Kappenberg am Parkplatz des Oberhausener Gasometers, um uns wandernd bis zur Siedlung  zu leiten.

Jochen Kappenberg führte uns mit viel Zeit durch die Siedlung RiWeTho (Ripshorster Straße, Werkstraße, Thomasstraße). Er begleitete aktiv den langen, zähen Kampf, der letztlich durch den unermüdlichen Einsatz der Bürgerinitiative zum Erhalt der Siedlung führte. Ein unvorstellbarer Einsatz. 

Jochen Kamppenberg lebte seit seiner Kindheit und später mit seiner Familie in dieser damals hart umkämpften Siedlung, Verwurzelung und Identifikation pur. Seine authentische Darstellung machte den Kampf und die Sorge um die Häuser, den Wohnwert, den man geschaffen hatte und das Gefühl, dass die Heimat entrissen wird, auch für uns noch nach vielen Jahren deutlich und nachvollziehbar. 

Geschichte:
Die Siedlung Neu-Oberhausen an der Ripshorster Straße entstand Anfang des 20. Jahrhunderts für die Belegschaftsangehörigen der Gutehoffnungshütte, Oberhausen. In den 1960er Jahren wurde nach der Übernahme durch die Thyssen Krupp AG der Abriss der gesamten Siedlung geplant und zum Teil umgesetzt. Dank einer Bürgerinitiative konnte der noch vorhandene Wohnungsbestand gerettet werden, der sich nun in der neu gegründete Bewohner-Genossenschaft RWT befindet. 

Historie:

  • 1969 werden mit Zustimmung des Betriebsrates die ersten acht Häuer an der Osterfelder Str. abgerissen angeblich um die Straße zu verbreitern. Die Sanierung ist oberflächlich und dürftig. Die Straße wurde nicht verbreitert.
  • 1977: Die Wohnungsunsicherheit führt zu vereinzeltem Leerstand. Die Häuser Ripshorster Str. 355/377 sind leer und werden trotz Interesse von Thyssen nicht vermietet.
  • 1979/1980 Mit der fadenscheinigen Behauptung „Hafenanschluss für das Stahl- und Zementwerk“ wird ein Abriss der Siedlung begründet. Es entsteht die Bürgerinitiative „Rettet die Ripse“, die versucht, eine Weitervermietung der Häuser zu erreichen. Sie scheitert. 
  • In NRW tritt die Zweckentfremdungsverordnung in Kraft. 50 junge Leute besetzen die „Ripse“ von 1981-1983. 
  • 1984 bietet Thyssen 8000 DM pro Haus für die Renovierung, was sich als Strohfeuer herausstellt. 
  • 1998 – 2001: Zahlreiche leerstehende Häuser werden besetzt, 40 – 68 Häuser stehen in Hausbesetzer Tradition. 
  • Das Hin und Her zwischen der Genossenschaft, Ämtern und Unternehmen ist unbeschreiblich. Für die fünf bis sechs „Führungskräfte“ der RiWeTHo e. G. beginnen drei Jahre mühseliger Arbeit ohne Freizeitausgleich. 
  • 2002 führte bürgerschaftliches Engagement zu einer Lösung. Eine neu gegründete Genossenschaft kaufte den noch vorhandenen Wohnbestand und schuf so die Voraussetzung für den langfristen Erhalt der Siedlung. Im Jahr 2003 wurde mit der Sanierung begonnen. 
  • Am 28.06.2011 wird das Vertragswerk von Thyssen Stahl unterschrieben. 20 Jahre Häuserkampf sind abgeschlossen. 

Während der ganzen Zeit wurden die Bewohner von Prof. Christoph Zöpel, Landesminister NRW, Prof. Roland Günther, Internationale Bauausstellung begleitet. Diese beiden Professoren haben während des Straßenkampfes die Mitbewohner, die um ihre Häuser fürchteten, unterstützt. Das war eine unglaubliche und großartige Hilfe. Durch Ihren Einfluss, ausgestattet mit ihren Kenntnissen, Kontakten, und der Kompetenz im politischen Bereich, waren sie eine unvorstellbare Hilfe. Es wäre für die Siedlungsbewohner ohne diese große, jahrelange Unterstützung der Beiden sicher sehr schwierig  gewesen, die „RIPSE zu retten. In dieser Situation halfen das Engagement und Knowhow diesen beiden Professoren, die an entscheidenden Stellen der Politik und somit in der Öffentlichkeit standen.

Dieses Zusammenspiel der Bewohner und der Professoren mit ihrem unvorstellbaren Einsatz führte letztlich zum Erfolg.

Auch heute noch: Dank sei Allen, die sich für den Erhalt eingesetzt haben. 

Wir hatten Gelegenheit zu einer ausgiebigen Besichtigung sowohl der gesamten Siedlung, als auch der großen Gärten. Dank auch an Frau Kappenberg für die freundliche Bewirtung. Dank auch an Jochen Kappenberg für die vielen Stunden, die er uns gewidmet hat. Wir nahmen Einblick in die zunächst hoffnungslose Situation (Abriss der Häuser) und konnten die große Freude und den Triumph nachempfinden, durch den Erfolg, dass die Ripse gerettet wurde. 

Den Nachmittag beschließen wir mit einem Essen im Außengelände des Westfield Centros.

Ein Bericht von Monika Glöckner